Warum Fokus im Training wichtig ist

Ich trainiere seit 5 Jahren mehr oder (covidbedingt) weniger intensiv in verschiedenen Fitnessstudios. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Erfahrungen, erfreuliche und nicht so erfreuliche, gemacht.

Im ersten Studio, in dem ich den größten Abnehmerfolg hate, fiel ich eines Tages aus allen Wolken. Bei einem normalen Status-quo-Check sagte der Trainer, dass sich andere Kunden über meine „Unfreundlichkeit“ beschwert hätten. Ich grüße nicht und würde auf Fragen nicht antworten.

Zum einen muss ich dazu sagen, dass ich in diesem Studio gar nicht angestellt war, sondern nur Kundin war, die zum Training kam. Hätte ich dort gearbeitet, wäre die Beschwerde über „Unfreundlichkeit“ schon verständlicher gewesen.

Zum anderen fiel mir erst nach einigen Stunden Nachsinnieren ein, welche Situation gemeint gewesen sein könnte. Namen beteiligter Personen wollte mir der Trainer auch auf Nachfrage nicht nennen, was die ganze Sache recht kurios wirken ließ.

Wie geschrieben, nach einigem Grübeln fiel mir ein, dass eine recht übergewichtige Dame mit ihren nicht weniger übergewichtigen Töchtern sich erst vor kurzer Zeit im Fitnessstudio angemeldet hatte. Eines Tages hatte ich ein intensives Cardiotraining auf dem Laufband absolviert. Mit leicht schwacher Blase ist gewöhnlich nach 45 Minuten Laufband mein erster Gang der zur Toilette. So auch an diesem Tag, was vielleicht verständlich sein könnte. Als ich zurückkam, stand besagte Dame auf dem Laufband und versuchte, die Funktionsweise zu verstehen.

Was genau passiert sein könnte, entzieht sich auch heute noch meiner Kenntnis. Vermutlich hatte sie einfach in meinen Rücken die Frage nach der Funktion des Laufbands gestellt, als ich auf dem Weg zur Toilette war. Scheinbar hatte ich mit Konzentration auf die Toilette einfach diese Frage nicht gehört. Darüber hinaus fühle ich mich selten angesprochen, wenn jemand mit meinem Rücken spricht – es sei denn, die Ansprache ist eindeutig. Und dann war ich eben einfach auf dem Weg zur Toilette.

Ich war einfach auf mich selbst konzentriert.

Es mag sein, dass viele Menschen in den Fitnessclub zur Kontaktpflege gehen, mittlerweile werden nicht umsonst in vielen Clubs Lounges eingerichtet, man kann Kaffee trinken etc. Das ist auch vollkommen in Ordnung.

Es gibt aber auch Leute wie mich, die für den Sport und der Arbeit am eigenen Körper in den Fitnessclub gehen. Diese Leute wollen halt nicht chillen, sich unterhalten, Kaffeeklatsch halten etc. Diese Menschen wollen schlicht und ergreifend trainieren.

Das hat nichts mit Unfreundlichkeit zu tun, das ist Fokus.

Genau dieser Fokus hat mir geholfen, über ein Jahr lang 24 kg abzunehmen und Muskeln aufzubauen. Ich habe nicht nach rechts und links geschaut, sondern nur auf mich und mein Training. Hätte ich zu Anfang tatsächlich immer nur darauf geachtet, was andere im Studio machen und wie trainiert sie sind, wäre ich wohl kaum bei der Stange geblieben. Im Gegenteil. Ich wäre nach zwei Wochen weinend nach Hause gegangen und nie wieder gekommen.

Nochmal, das hat nichts mit Unfreundlichkeit zu tun, das ist Fokus. Es kann sein, dass eine fokussierte Person eine Ansprache nicht mitbekommt, die nicht sehr direkt an sie gerichtet ist, denn sie blendet Unnötiges aus. Erst recht nicht, wenn man sich mit ihrem Rücken unterhält. Wenn Du etwas wissen möchtest, dann sprich die Person einfach von vorn an oder werde konkret, z. B. „Du warst da gerade die ganze Zeit auf dem Laufband, kannst du mir bitte zeigen, wie das Gerät funktioniert?“

Fokus ist wichtig, wenn Du Ziele erreichen willst. Du musst dein Ziel fest im Auge behalten und dich nicht von Nebenbaustellen ablenken lassen. Zwar solltest Du auch diese von Zeit zu Zeit beachten, aber Du musst darauf achten, dass Du Dich nicht verzettelst und Dein Ziel aus den Augen verlierst.

Wenn Du Dich beim Training auf Dich konzentrierst, kannst Du auch schneller Erfolge erzielen. Du spürst genau, welche Übung Dir guttut und welche nicht, ob das Gewicht noch ausreicht oder Du erhöhen musst – oder eben, wenn es zu viel ist, reduzieren. Wenn Du dann noch die Hinweise des Trainers beachtest (der/dem Fachfrau/mann), Deine Ernährung optimierst, klappt es auch mit dem Abnehmen.

Gerade wenn Du mit dem Training anfängst, ist es wichtig, nicht nach anderen zu schielen. Du wirst immer jemanden sehen, der besser, schlanker, stärker, ausdauernder etc. als Du selbst bist. Logisch, denn Du fängst gerade erst an. Konzentriere Dich auf Dich selbst und Deine Fortschritte, die sich bestimmt einstellen, wenn Du nur fleißig daran arbeitest. Alles andere entmutigt im Regelfall nur, es soll ja Leute geben, die es anspornt (dazu gehöre ich aber nicht).

Soll im Übrigen nicht heißen, dass ein kleines Gespräch nicht möglich sein sollte. Es sollte nur nicht in eine stundenlange Dauerunterhaltung ausarten. Natürlich kannst Du auch einmal einen Kaffee trinken, wenn Dir danach ist, solange es nicht in einen Dauerkaffeeklatsch ausufert.

Du solltest aber auch akzeptieren, wenn andere nur kurz angebunden sind oder nicht antworten, denn entweder sind sie einfach unfreundlich (was es gibt und du nicht ändern kannst) oder – was wahrscheinlicher ist – sie sind auf sich selbst konzentriert. Oder hören Dich nicht, denn viele tragen mittlerweile beim Training Kopfhörer, um ihren Fokus aufrecht zu erhalten. Das ist dann so. Kein Grund, sich direkt beim Trainer zu beschweren, was sollte dieser auch daran ändern? Das ist im Übrigen nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe liegt darin, dir ein passendes Training zusammen zu stellen, dich bei der Erreichung der Ziele zu unterstützen und Fehlhaltungen zu korrigieren.

Kurz geschrieben, konzentriere dich auf dich selbst, nimm dich und andere einfach nicht zu wichtig. Es besteht nur ein Grund sich über Unfreundlichkeit zu beschweren, wenn es sich um Personal und einen berechtigten Grund handelt, nicht bei Kunden. Es sei denn, sie greifen Dich körperlich an oder halten sich nicht an die Hausordnung und die derzeitigen Hygieneregeln. Letzteres ist gerade jetzt zur Covid-Zeit ein wichtiger Grund, sich zu beschweren. Aber nicht, wenn sich jemand nicht unterhalten will. Einfach mal leben lassen sagt

Silke von FitnessNutritionLive